Forschung

 

Die historische Ausbildung wurde mit einem Schwerpunkt auf der Landes- und Regionalgeschichte in Form eines Dreischritts mit den Stationen Duisburg/Essen-Würzburg-Salzburg auf Basis zweier Lehramtsstudiengänge in u.a. Geschichte, Mathematik und Soziologie absolviert. Die bisherigen Forschungsarbeiten zeichnen sich durch einen epochenübergreifenden Ansatz, eine thematische Breite (u.a. in Form vergleichender Ansätze mit einem sozial-kultur-historischen Schwerpunkt und einem Fokus auf den vom Menschen materiell geschaffenen Raum), die Beachtung regionaler Eigenheiten aber auch horizontaler und vertikaler Verflechtungen, eine starke konzeptionelle Komponente sowie durch die Integration transdisziplinärer Ansätze aus. Epochale Schwerpunkte wurden im Verlauf der Karriere für das Hoch- und Spätmittelalter, die Frühe Neuzeit und die Neuere und Neueste Geschichte ausgebildet. Die eigenen Forschungen umfassen derzeit die folgenden drei Kernthemen (epochenübergreifend):

  1. Infrastruktur und ihre regionalen Facetten
  2. ‚Spezifische Räume‘ und ihre Aussagekraft für die Landes- und Regionalgeschichte
  3. Ressourcen- und Energiediskurse im Kontext gesellschaftlicher Organisation

Dabei geht es nicht nur um die quellenbasierte Beschreibung unterschiedlicher Zusammenhänge, sondern immer auch um ihre Erklärung und Kontextualisierung, weshalb stets ebenso Raum- und Gesellschaftstheorien (u.a. Luhmann, Lynch, Göttmann) eine Rolle spielen. Die drei Kernthemen dienen dem thematisch orientierten Blick auf Regionen und 'Länder': Erstere werden von der Forschung als fluide Gebilde mittlerer Größe verstanden, die immer wieder neu gedacht und konstruiert werden müssen. Sie lassen sich aus geographischer bzw. topographischer, aus administrativer, kultureller oder ökonomischer Perspektive mit unterschiedlichen Referenzgrößen denken. Unabhängig einer jeden Perspektive spielen dabei stets Infrastrukturen und Ressourcen eine zentrale Rolle, weshalb beides Kernthemen (Nr. 1 und 3) der eigenen Forschung sind. Mit Blick auf das zweite Kernthema führt gerade die Analyse ‚spezifischer Räume‘ und ihrer Eigenheiten, also etwa ‚Grenzregionen‘, ‚regionale Schnittstellen‘ oder ‚Maritime Regionen‘, zu einer konzeptionellen, analytischen Sicht auf Region. Die Ergebnisse derart spezialisierter Forschungen ermöglichen über den Vergleich, ‚Region‘ als eigene Größe zu schärfen, was insbesondere Studierenden zukünftig helfen wird, sich dem komplexen Forschungsgegenstand zu nähern.

 

1. Kernthema: Infrastruktur und ihre regionalen Facetten

bisher: epochenübergreifend (Mittelalter–Mitte 20. Jh.), regional verankert, europafokussiert, interdisziplinär und mit Fokus auf dem kommunalen Wesen (Schröder 2017/18/19/20, Habilitation)

Die bisherigen Forschungen suchten eine Antwort auf die Frage, welchen Stellenwert Infrastruktur als gesellschaftliches Konzept in den verschiedenen Epochen zukam. Dabei wurde sich darum bemüht, die z.T. aus anderen Fachdisziplinen (z.B. den Wirtschaftswissenschaften) entnommenen Kategorisierungen und Beschreibungen zu hinterfragen und die in Deutschland geführte Kontroverse zwischen einem Teil der Mediävist:innen und Neuzeithistoriker:innen bezüglich des Stellenwertes unterschiedlicher Einrichtungstypen und ihrer Bestandskontinuität zu überwinden. In weiterer Zukunft wäre eine Überprüfung des erarbeiteten Infrastrukturkonzepts für die Antike wünschenswert. Denn bereits Javier Arce verweist mit Blick auf das Ende des Römischen Reichs auf im Kontext römischer Einrichtungen stattgefundene Transformationsprozesse (Arce 2007). Es steht zu vermuten, dass sich also auch hier Kontinuitäten feststellen lassen. 

 

2. Kernthema: ‚Spezifische Räume‘ und ihre Aussagekraft für die Landes- und Regionalgeschichte

bisher: epochenübergreifend, interdisziplinär, europäischer Fokus; Publikationen zu den Regionen Franken, Wetterau, Danziger Bucht, Lage Landen (Schröder 2020/21/24), gelehrt ferner zu Schleswig-Holstein, dem Elsass und zum Ruhrgebiet; weiterhin ‚Grenzregionen‘ (vertieft Lage Landen) und regionale Schnittstellen (Kahlgrund) (Schröder 2023/24)

Aus regionalhistorischer Sicht bedarf es aktuell verschiedener Forschungen bezüglich der Rekonstruktion, Analyse und Abgrenzung der Begriffe ‚Region‘ und ‚Landschaft‘ (vgl. Dix 2021; Knoll/Scharf 2021; Řezník 2019, Eßer/Ellis 2013). Insbesondere die von verschiedenen Autorinnen und Autoren herausgestellte Fluidität im Zusammenhang mit Region (vgl. Auge/Gallion 2021; Knoll/Scharf 2021, Steber 2012) bietet zwar zahlreiche Forschungsmöglichkeiten (Gallion/Gölnitz 2021), macht es jedoch vor dem Hintergrund einer scheinbaren Beliebigkeit insbesondere Studierenden schwer, sich der Region als Forschungsobjekt zu nähern. Gleiches gilt für die Differenzierung der Begriffe ‚Region‘ und ‚Land‘ (im Sinne der klassischen Landesgeschichte) und für die Verknüpfung theoretisch-methodischer Ansätze beider Disziplinen. Besonders deutlich wird dies etwa im Kontext der Diskussionen um Grenzregionen und Grenzräume (Schröder 2023d/24). Ein Forschungsdesiderat stellt ferner die ‚Maritime Region‘ dar (North 2019).

 

3. Kernthema: Ressourcen- und Energiediskurse im Kontext gesellschaftlicher Organisation

bisher: epochenübergreifend mit umwelt-, sozial- bzw. technikgeschichtlichen Fokus, zur Wasser- und Waldnutzung (Schröder 2023, Habilitation) sowie im Kontext der Elektrifizierung des Alltags (Schröder 2020)

Ressourcen- und Energiediskurse waren seit jeher zentraler Bestandteil gesellschaftlicher Organisation, folgenden Fragen wird hier im Rahmen unterschiedlicher Forschungsarbeiten u.a. nachgegangen: Wer durfte über welche Ressourcen verfügen bzw. sie nutzen? Auf welche Ressourcen konnte überhaupt zurückgegriffen werden und was geschah, wenn sie in einer Region nicht in ausreichender Menge verfügbar waren? Welche Attribute wurden verschiedenen Energieträgern zugeschrieben? Welche Gefahren verbarg ihre Nutzung? Welche Kontinuitäten lassen sich erkennen usw.